Juni 16

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Zwischen Ampelrot und Rückenwind

By Bianca Merz

Juni 16, 2025

mindset, newwork, Unterwegssein, Velofahren, Zürich

Was ich beim Velofahren in Zürich (nicht nur über den Verkehr) lerne

Ich wohne inzwischen seit über zehn Jahren in der Stadt Zürich. Mein liebstes Fortbewegungsmittel? Meine Füsse! Und wenn es doch seeehr weit ist, oder die Zeit knapp, dann das Tram. Zuverlässig. Entschleunigt. Mit einem guten Blick auf das Leben und frischer Luft in der Lunge (also das mit der Luft nur zu Fuss ;-).

Das Velo?

Nun das kam immer mal wieder zum Einsatz. Aber nur in Richtung Üetliberg oder der Sihl entlang oder dann nur in Ferienzeiten, wenn die Strassen leerer waren und die Stadt ein bisschen velo-freundlicher schien.

Doch seit ein paar Wochen wage ich mich mitten hinein in den Zürcher Stadtdschungel! Morgens. Abends. Zur Rushhour. Mit viel Schwung jeweils durch den neuen Stadtvelotunnel der mir einiges an Zeit und Nerven erspart.

Und ich muss selber lachen, wenn ich mir vorstelle, wie ich da unterwegs bin und was andere sehen. Eine reifere Frau auf ihrem Bike die wirkt wie frisch aus der Veloprüfung. Anno Anfangs der 80-Jahre :-).

Ich halte an jeder roten Ampel. Yep. Ich zeige alle Richtungswechsel an – mit ausgestrecktem Arm, so energisch, als wolle ich Flugzeuge einweisen. Ich bremse lieber einmal zu viel als zu wenig. Ich lasse alle vorbei und warte bis wirklich kein Auto mehr kommt. Ich bin die Mahnerin im Verkehrsmärchen.

Und rund um mich: die Stadt-Velo-Profis. Die geschmeidig durch den Kreisverkehr gleiten und die scheinbar wissen, wann „rot“ auch mal „fast-grün“ bedeutet.
Die unglaublich elegant zwischen Schleichweg und Hauptstrasse wechseln – mit einer Leichtigkeit, die ich (noch) nicht besitze.

Und ich merke: Ich lerne. Ich beobachte. Ich kenne langsam die Velorouten.
Ich entdecke die „Codes“ unterwegs. Nicht nur die offiziellen Regeln, sondern das, was dazwischen liegt. So die kleinen Signale. Die stille Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmer:innen. Den Mut, sich Raum zu nehmen. Die Intuition, wann man losfährt, auch wenn noch niemand anderes es tut.

Ich bin unterwegs. Langsamer vielleicht und entsprechend mit gutem Timing. Aber wach. Und immer wendiger und selbstsicherer. Und ich bin sicher: irgendwann fahre ich mit. Nicht nur durch die Stadt – sondern in ihr. Ok wohl nicht ganz so wie die absoluten Profis – dazu fehlt mir glaub wirklich noch ein paar Jahre Erfahrung und noch ein bisschen Frechheit. Aber mit Wind im Haar (das noch unter dem Helm hervorwinkt – dann ja ich bin auch eine die immer Helm trägt). Und Vertrauen im Gepäck.

Vielleicht ist das einfach nur Velofahren. Vielleicht aber auch: eine kleine Schule des Lebens. Wo wir lernen, zuerst mit den Regeln zu tanzen und irgendwann mit dem Wind.

Heute war ich sogar zu früh im Büro an der Konradstrasse und konnte noch eine Pause geniessen. Velo sei dank :-).

 

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  • Du gehst mit Helm und Signalbeachtung mit gutem Beispiel voran, da können einige “Veloblitzer:innen” noch was von dir lernen 😉

    • … danke, liebe Noré :-). Nun ja ohne Helm würde ich mich glaub einfach nicht trauen. Der gibt mir irgendwie Sicherheit. Aber bei den Signalen gibts ja solche und solche und da lohnt es sich teils schon die „Codes“ zu lernen … immer noch im ungefährlichen Bereich ;-). Jetzt bremse ich wohl teils andere auch ab. Obwohl – ich finde ja eh wir sind überall zu schnell unterwegs. Evtl. ist das ja gerade sinn-haft …

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