Über Geld spricht man nicht
Und da war es wieder: das liebe Thema Geld, über das man bekanntlich nicht spricht. Ausser in vertrauensvollen Räumen. Und in so einem sass ich an diesem hochsommerlichen letzten Juli-Freitag zusammen mit zwei anderen selbständigen Berater:innen aus der DACH-Region.
Zwischenphasen gut überstehen
Neben dem Austausch darüber was und wo wir im Innen und Aussen unterwegs sind, unterhielten wir uns insbesondere über folgendes:
Wie halten wir Zwischenphasen, die es immer wieder gibt, gut aus? Zwischenphasen im Sinne von Zeiten, in denen man spürt, dass die alten Aufträge nicht mehr passen, weil wir uns weiterentwickelt haben und zukunftsorientierter arbeiten möchten. Oft gibt es einiges an Geld in diesen alten Projekten, aber sie fühlen sich nicht mehr richtig an. In solchen Phasen – die wir alle drei kennen und neben uns noch etliche aus meinem Umfeld – müssen oder vielmehr dürfen wir neue Arbeitsweisen, Angebote und auch Ideen ausprobieren und daraus lernen. Wie gelingt es mir mir dabei jedoch, meinen inneren Raum gross genug halten, um nicht in die Versuchung zu geraten, Aufträge nur des Geldes wegen anzunehmen? Und bei dieser Frage, kam mir Peter Koenig in den Sinn. Von ihm – bzw. seiner Arbeit – habe ich viel gelernt und viel Gelassenheit gewonnen.
Die Geldtheorie von Peter Koenig
Ich brachte daher die Geldtheorie von Peter Koenig als eine Möglichkeit ins Spiel, sich eher in einem philosophischen und psychologischen Sinne mit dem Thema Geld zu befassen. Mit Fragen wie: „Wie viel hat Geld für mich mit Sicherheit zu tun? Und wie beeinflusst es den Wert, den ich mir selbst und meiner Arbeit zuschreiben?“
Peter Koenigs Ansatz
Peter Koenig forscht und lehrt seit über 40 Jahren zu Geld und dessen Einfluss auf Individuen und die Gesellschaft. Es geht in dieser Theorie nicht darum, wie man sein Geld vermehrt oder für sich arbeiten lässt, sondern wie man zufriedener im Leben sein kann – unabhängig von äusseren Umständen.
Vor Jahren besuchte ich ein Geldseminar von Monika Caluori, inzwischen eine Netzwerkpartnerin von mir. Peter Koenig selber leitet nur noch selten selber Seminare – Monika ist eine der durch ihn ausgebildeten Personen. Meine Motivation für dieses Seminar war, einen gelasseneren Umgang mit Geld zu finden und zudem zu verstehen, warum Menschen mit grossartigen Visionen diese oft einzig aus Geldgründen begraben. So oft ist die Norm, dass Menschen einzig arbeiten, um Geld zu machen. Purpose hin oder her. So verbleiben sie im Hamsterrad und das Traurige daran; das Leben wird vorbeisein, bevor sie anfangen das zu tun, was sie wirklich tun wollen im Leben. Und was noch so verrückt ist an diesem berühmten Hamsterrad aus dem der Ausstieg so herausfordern ist, ist die Überzeugung, dass ich irgendwann dann „ankomme und genug Geld habe“. Denn: Studien haben gezeigt, dass Quantiät nie die Lösung ist. Sobald ich die erste Million habe möchte ich erstens diese sichern und zweitens habe ich ja die zweite in “Reichweite” und denke ich bleibe noch etwas dran- denn wenn ich dann zwei Millionen habe, dann …. Und wo ist nun die Freiheit darin? Nochmals P. Koenig: “Echte Freiheit ist Freiheit mit Geld und Freiheit ohne Geld”.
Meine Erkenntnis
Nach 2,5 Tagen wurde mir meine grundsätzliche Beziehung zu Geld und deren Prägung bewusst. Eine Schlüsselerkenntnis war, dass es im Leben grundsätzlich nichts zu „verdienen“ gibt und schon gar nichts abzusichern. Diese Erkenntnis hat mich zunächst sehr irritiert, denn mein Narrativ war, dass man sich alles verdienen und absichern muss. Viele von uns glauben, dass Geld unser Leben sichern kann, aber wenn wir Geld zur Sicherheit brauchen, leben wir chronisch unsicher (P. König). Und dass meine Geld-Arbeit längst nicht abgeschlossen ist, sondern ein langer Lern- und Erfahrungsprozess werden würde.
Was kannst du tun?
Zu Beginn mal deine Idee von Geld und was du auf Kontoauszüge projizierst, bewusst machen. Was glaubst du bist und spürst und tust du anders, wenn du nochmals CHF 20’000 mehr auf deinem Konto hast? (Oder wenn das für dich Peanuts ist, arbeite mit 100’er-Schritten ..). Was würdest du tun, welche Aufträge annehmen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
Ein guter Umgang mit Geld ist ein stetiger Prozess mit neuen Herausforderungen, der den Horizont im Denken und Fühlen erweitert. Es ist wichtig, sich offen zu zeigen und neue Fragen zuzulassen. Der Austausch mit anderen, denen du vertraust, kann sehr wertvoll sein.
Wie entscheide ich, ob ich einen Auftrag annehme?
In meinem beruflichen Kontext hilft mir die Geldarbeit sehr, meine Kriterien bewusst zu machen, nach denen ich meine wertvollste Ressource, die Lebenszeit – einsetzen möchte. Hier ist mein unbewusst/bewusster Entscheidungsraster:
Selbstvertrauen und Kompetenz: Zuerst prüfe ich, ob ich mir den Auftrag zutraue oder ob ich in meinem Netzwerk eine passendere Person kenne.
Sinnhaftigkeit und Effektivität: Aufträge, bei denen ich nur ein vorgefertigtes Drehbuch abarbeiten soll und bereits sehe, dass es nichts bringt, lehne ich ab.
Kollaboration, Offenheit und Growth Mindset: Wenn die Auftraggeber offen für vertrauensvollen, echten Austausch und begründete andere Elemente oder Vorgehensweisen sind – wenn Experimentieren und Ausprobieren möglich ist – bin ich bereit, mich einzubringen. Und das wichtigste und letzte Argument:
Engagement und Herz: Für mich ist es wichtig, dass „Liebe“ zum Leben im Spiel ist – im lebensdienlichen und nicht romantischen Sinne.
.. und danach kläre ich natürlich noch, ob die klassischen Rahmenbedingungen – sprich Aufwand/Entschädigung stimmig sind.
Fazit
Dieser Abgleich führt dazu, dass ich immer wieder Aufträge ablehne oder weitergebe, was als Konsequenz für mich die Geldfrage immer mal wieder präsent macht. Das ist nicht immer einfach, aber jede Erfahrung wird zu einer wertvollen Ressource in meiner Arbeit. Ich habe sehr gut gelernt, Unsicherheiten auszuhalten und dort weiterzumachen, wo meine Freude liegt. Diese Herangehensweise hat mir bisher immer wieder neue, spannende Aufträge – und damit auch Geld – eingebracht. Denn es geht nicht darum, kein Geld zu brauchen oder haben zu wollen.
Es entstanden zudem durch mein Befassen mit Geld durch Begegnungen auch neue Beziehungen, die mich nicht nur persönlich wachsen lassen, sondern auch zu ganz neuen Projekten führten (die ich niemals in einem Mehrjahresplan hätte abbilden und vorhersehen können) wie bpsw.:
- habe ich Nando Stöcklin als Mitorganisator des Geldseminars kennengelern und bin inzwischen Vize-Präsidentin seines Spiel-dein-Leben-Vereins, welcher gesunde Wege für Lernen und Arbeiten in der neuen Welt stärkt
- Ist Monika inzwischen nicht nur eine Netzwerkpartnerin (ich veranstalte bald einen Anlass für meine Kunden mit ihr) sondern eine wertvolle Freundin und Wachstumspartnerin
- Hat sich für mich ein Netzwerk der Menschen, die sich mit Geldtheorie beschäftigen eröffnet und dies ist sehr breit und bunt in in allen Branchen und Businessbereichen vertreten.
- kann ich immer wieder Kollegen:innen und Kunden:innen durch diese Philosophie zusätzliche Perspektiven aufzeigen, die Türen zu neuen Wegen öffnen …
Und!!!! …. bin ich im April zufällig Peter Koenig begegnet und unser spontaner, langer Austausch und die herzliche Umarmung zum Abschluss dieser Begegnung wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Diese Erfahrung mir einmal mehr bewiesen, dass tiefgreifende und nachhaltige Veränderungen nur durch die Veränderung und Stärkung von Beziehungen (zu mir, dir und allem) möglich sind. Und dass es im Leben insbesondere auf das „Leben“ an und für sich ankommt und nicht nur auf das vermeintliche „Ankommen“. Siehe dazu auch mein Blogpost zu infinite und finite Games …
Liebe Bianca, ich spüre gerade, wie sich das Thema Geld nach deinen Blogzeilen für mich gleich leichter anfühlt. Wir machen uns einfach zu viele Gedanken dazu, fast genau so viele wie über das Wetter 😉 Ich danke dir für diesen wertvollen Blogpost und wünsche dir einen schönen Sonntag Noré