August 23

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Selbstermächtigt statt funktionalisiert – Wie wir in Zeiten des Gesellschaftswandels unseren inneren Kompass finden

By Bianca Merz

August 23, 2023

entwicklung, Gesellschaftswandel; Selbstermächtigt, haltung, newwork

Warum wir uns nicht mehr an den Leistungsanforderungen anderer orientieren sollten und wie wir stattdessen ein spielerisches, sinnbehaftetes Leben voller Magie und Leichtigkeit führen können 

Den Blick auf die Spiegelung der aufgehenden Sonne im Zürichsee gerichtet, lauschte ich heute früh Nando Stöcklins Stimme und seinen Gedanken zum Thema Gesellschaftswandel. Nando beschreibt sehr beispielhaft, dass und warum wir uns künftig nicht mehr an den Leistungsanforderungen anderer orientieren werden (Leistungsorientierung), sondern an dem, was unserem inneren Kompass entspringt (Spielorientierung). Das gibt uns allen Möglichkeiten für ein spielerisches, sinnbehaftetes Leben voller Magie und Leichtigkeit.

Ich teile Nandos Einschätzung vollumfänglich. Doch frage ich mich auch, wie man  in die Spielorientierung gelangen kann, insbesondere auch als Mensch meiner Generation. Denn „Fleiss“, „Pflicht“ und „Angepasstsein“ (als „Benehmen“ bezeichnet siehe Bild) waren neben den Wissensfächern die wichtigsten Fähigkeiten, wie ich in meinem Primarschulzeugnis sehen kann. Also: obwohl Nandos Idee sehr verlockend klingt, bleibt die Frage, wie wir sie in die Praxis umsetzen können.

Gesellschaftswandel und die Auswirkungen

Zuerst warum ich ebenfalls überzeugt bin, dass wir definitiv im Zeitalter der inneren Kompasse angelangt sind. Und dass die Gesellschaft Menschen braucht, die ihre Gaben und Kreativität zur Verfügung stellen und nicht nur ihren Fleiss und ihre System-Angepasstheit. Denn: wenn es im Aussen unsicherer wird, braucht es im Innen mehr Sicherheit.

Die Berufsbilder (und nicht nur diese) wandeln sich in rasendem Tempo. Dadurch sind nicht nur mehr Flexibilität, sondern auch Kreativität, Selbstkenntnis und Eigeninitiative gefragt. Die Ära der wirtschaftlichen Sicherheit, die „dank“des Leistungs- und Wachstumsparadigmas entstand und deren Kosten wir nun in anderer Form tragen, ist vorbei. Viele Menschen fühlen sich deshalb etwas verloren und psychische Belastungen nehmen zu. Ein Grund dafür ist, dass es nicht mehr das vorgegebene Lebensschema gibt à la – solide Ausbildung, Arbeit und eine sichere Rente. Dies bietet im Gegenzug jedoch viel Raum für individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, was eigentlich grossartig ist! Nur sind wir diesen Freiraum nicht mehr gewohnt.

Wie gestalten wir die Suche nach dem inneren Kompass?

Dazu ein Beispiel aus meiner Praxis: eine 55jährige Person, seit mehreren Jahrzehnten im IT-Umfeld tätig, muss und will sich neuorientieren. Die Person versuchte bereits seit einiger Zeit gemäss dem gewohnten Muster “durch ganz viel Denken und Recherche finde ich raus, was ich künftig machen möchte und was auf dem Markt gebraucht wird und welches CAS dazu noch wichtig wäre …” eine neue Richtung im Leben einzuschlagen. Es funktionierte bisher nicht. Und die Person erlebt die Zeit der Neuorientierung mehr belastend als energie- und freudvoll.

Wie kann es gelingen, leichter, lustvoll und ohne alte Lebensschema-Karte als Orientierung im Leben zu navigieren?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten zur Navigation und jeder Mensch geht seinen eigenen Weg. Einige suchen Unterstützung bei Nando und seinem empfehlenswerten Spiel-dein-Leben-Angebot. Andere bevorzugen eine 1:1-Begleitung, wie die Person, von der hier die Rede ist. Gemeinsam arbeiten wir seit dem Frühsommer daran, ihre Selbstständigkeit und ihr Selbstvertrauen zu stärken. Wir ermitteln ihre Ressourcen, indem wir Fragen stellen wie „Was kann ich gut?“ oder „Bei welchen Aufgaben vergesse ich die Zeit?“ und „Welche Aufgaben machen mir Freude und bei welchen werde ich gerne um Hilfe gebeten?“. Es ist zudem wichtig, ihre Überzeugungen zu klären, was sie über sich selbst und die Welt denkt und welche Ideen ihr hilft oder sie eher hindert.

Und schliesslich geht es darum, mögliche Räume für Resonanzerlebnisse zu schaffen. Raus aus dem Kopf. Um herauszufinden, wo es die Person hinzieht. Was sich stimmig anfühlt. Konkret wird sie aus ihrem ins Tun und Bewegung kommen und nächstes Wochenende auf einem Hof mitarbeiten, um zu spüren, ob die Arbeit draussen und mit Tieren sich so anfühlt, wie es sich im Kopf an-denkt.

Ich bin überzeugt, dass sich allein durch diesen Schritt neue passende Türen öffnen werden. Möglicherweise wird die Person auch wieder in den IT-Bereich in einem passenderen Umfeld zurückkehren.

Zufälle ermöglichen 

Wenn wir uns bewegen, passieren oft wundersame „Zufälle“. Diese Zufälle hängen jedoch nicht nur von unserem Tun ab, sondern auch von unserem Zustand. Als ich die Person kennenlernte, wirkte sie müde und ausgelaugt. Im heutigen Zoom-Meeting strahlten ihre Augen vor Lebendigkeit und Lust auf die Zukunft – eine völlig andere Energie.

Der erste Schritt braucht Mut

Doch der erste Schritt aus der „funktionalen Umgebung“ – der Rahmen ist klar und einigermassen sicher, die Erwartungen an mich ebenfalls und ich habe da ich so busy und abgelenkt bin weder Zeit noch Energie um mich darum zu kümmern, was mich allenfalls wirklich wirklich bewegen würde – kann hart sein. Und schwierig. Und viele – gerade wenn sie sich nicht freiwillig neuorientieren – wünschen sich eigentlich nur zurück in die “alte Welt”. Und einige nehmen diesen Schritt auch vor. Mal vorläufig würde ich nun sagen ;-).

Einige Menschen wagen jedoch den Schritt und gehen den Weg des Unbekannten mit all seinen Konsequenzen. Dies kann mit hohen Kosten verbunden sein, aber der Preis für lebendiges und erfülltes Leben ist unbezahlbar. Ich spreche aus eigener Erfahrung :-).

 

 

 

 

 

 

 



 

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