März 9

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Zwischen Umzugschaos und Unternehmenszweck: Die Ethik hinter Werbesendungen und Purpose

By Bianca Merz

März 9, 2024

Umzugschaos, Unternehmensethik, Zukunftsfähige Unternehmen

Einzelne Kisten stehen noch rum. Aber eigentlich ist er geschafft! Der Umzug in unser neues Zuhause. Inklusive der Unternehmensadressänderungsmeldung an das Handelsregisteramt.

Diese Meldung löste eine Kettenreaktion an Werbesendungen aus. Es begann mit sinnvollen Angeboten von Reinigungsfirmen für Bürogebäude, ging über zweifelhafte Angebote wie die für Firmenstempel (wer braucht die heutzutage noch?) und endete schliesslich bei einer fragwürdigen Proposition eines Daten-Eintrags in ein Gewerbeverzeichnis als vermeintliches Schnäppchenangebot, das innerhalb von 8 Tagen mit CHF 500 zu begleichen sei. Ich bin überzeugt, dass viele Personen diese Summe ohne das Kleingedruckte zu lesen bezahlen, da dieses „Angebot“ wie eine offizielle Rechnung aussieht. Abgesehen von der Dreistigkeit solcher Sendungen frage ich mich, wer solche Produkte überhaupt entwickelt und für entsprechende Firmen arbeitet.

Auf der Suche nach Sinn:
Die Rolle des Unternehmenszwecks in einer von Werbung geprägten Welt

Für viele meiner Kunden ist der Unternehmenszweck, das „Warum“ des Unternehmens für welches sie tätig sind, ein immer relevanterer Aspekt geworden. Dies führt während einer Begleitung hin und wieder  zu einer beruflichen Neuorientierung oder je nach Hierarchiestufe Neuausrichtung jenes Unternehmensbereichs.

Auch wenn einige Unternehmen – aus meiner Sicht wenig konstruktiv bis destruktiv – ihr „Warum“ marketingtechnisch imposant in den Vordergrund stellen, um einen tieferen Sinn zu vermitteln, wird dies zunehmend durchschaut. Beispielsweise werben Süssgetränke mit dem Zweck von „Glückseligkeit“ oder betonen ihre agilen Organisationsformen um auf den diversen Märkten „attraktiv“ zu erscheinen. 

Die Frage, ob solche Firmen in der heutigen Zeit noch eine Berechtigung haben, drängt sich mir auf. Gleiches gilt für Unternehmen wie das betreffende Gewerbeverzeichnis, das ich online nicht einmal finden konnte. Nicht dass ich das entscheiden dürfte, aber mit einem bewussten Kaufverhalten kann ich meinen kleinen Teil dazu beitragen, dass die irgendwann vielleicht gar nicht mehr exisitieren können? 

Drei spannende, kritische Fragen zur Unternehmensberechtigung

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an ein Interview mit Frédéric Laloux, in dem er drei kritische Fragen vorstellte, um herauszufinden, wie es um den Zweck und den Beitrag eines Unternehmens für eine lebensbejahende und zukunftstaugliche Welt steht. Diese Fragen können auch von Einzelpersonen gestellt werden, die sich selbstständig machen möchten:

– Was würde mit dem Umsatz passieren, wenn Reklame nicht erlaubt wäre? Und zwar Reklame im Sinne von überhaupt erst eine Nachfrage zu stimulieren.
– Was würde mit dem Umsatz passieren, wenn deine KundenInnen einen 5-minütigen Film anschauen müssten, der zeigt, wie dein Produkt hergestellt wird?
– Was würde mit dem Umsatz passieren, wenn der Preis deines Produkts die vollen Kosten, die es für die Gesellschaft verursacht, beinhalten müsste? Das bedeutet beispielsweise, auch gesundheitliche, psychologische und ressourcentechnische Folge-Kosten zu berücksichtigen?

Auch ich habe mir diese Fragen gestellt. Ich lebe nicht von Reklame, sondern von Empfehlungen. Gerade in meinem Geschäft ist vielen nicht bewusst, wie viel Aufwand es erfordert, um effektive und effiziente Lösungen zu finden, die tragfähig und zukunftsfähig sind. Wenn ich alle meine Kosten für Weiterbildung, Vernetzung und persönliche Gesundheit berücksichtigen würde, wäre mein Dienst unbezahlbar :-). Nicht selten werden durch gezielte Begleitung und Beratung hohe Folgekosten durch Krankheitsausfälle oder verpasste Chancen vermieden. 

Die „unschätzbare“ Zusammenarbeit

Für mich sind diese Fragen daher nicht nur spannend, sondern auch relevant, da ich sie gerne mit Unternehmenskunden nutze, um zu bestimmen, mit wem und wo ich mich – oder sie sich – engagieren möchte. Zunehmend bewusster und wählerischer. Was es ist nicht nur einfach macht … ;-). Umso dankbarer bin ich um all die KundenInnen und Unternehmen die ich teilweise bereits seit Jahren begleiten darf und die mit ihrem Sein und Tun viel für eine zukunftsfähige Welt beitragen und sehr achtsam sind, was ihr Umgang mit Ressourcen angeht. 

 

 

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