Zeit –
planen, organisieren, managen, effizient nutzen, abwarten, durchbringen, aufschieben, als stets zu wenig beurteilen, fremdbestimmen lassen oder
Zeit –
geschehen lassen, wahrnehmen, wertschätzen, geniessen, dankbar für sie sein, in ihr sein, mit ihr fliessen, mit dem inneren Kompass abgleichen oder
Zeit –
zwischendurch aus ihr fallen?
Oder sind es gar keine «oder» sondern «und» ?
Zeitwelt Eins: Zeit-Konditionierung, das Funktionieren
Gelernt und viel Erfahrung habe ich im Ersteren. Planung und Organisation in der Welt bzw. in dem System, in welchem ich aufgewachsen und sozialisiert bin ist nötig, um sowohl beruflich als auch in sozialen Systemen existieren zu können. Und ist zudem nötig, damit diese Systeme – so wie sie heute sind – überhaupt funktionieren können.
Zeitwelt Zwei: Zeit-Erleben, das Bewusstwerden
Das Bedürfnis nach einem Leben nach dem eigenen Rhythmus kenne ich gut. Bewusst erleben durfte ich dieses Zeit-Erleben nach der Kindheit wohl erstmals während meiner mehrmonatigen Auszeiten. Eben gerade dann, wenn ich nicht im «System» war und funktionieren musste. Nie war ich wohl gelassener und gesünder als während einer einjährigen Weltreise vor bald 20 Jahren, als ich (oft im Zelt übernachtend auch wenn es mal schneite ;-)) dem Tageslichtrhythmus und mehr oder weniger der Intuition folgte, welche mich zu Menschen und an Orte führte, die mir guttaten bzw. wo ich etwas lernen konnte.
Nach der Auszeit wollte ich bewusst zurück in das System. Und zurück zu Menschen, die ich vermisst hatte. Die Spielregeln für ein erfolgreiches Mitmachen kannte ich ja! Was neu war: ich versuchte und versuche mit zunehmendem Alter die beiden Zeit-Welten immer mehr zu verbinden. Vielleicht auch, weil mir die Endlichkeit stets bewusster wird? Jedenfalls, mit wem verbringe ich Zeit, womit verbringe ich Zeit, was brauche ich für einen Rhythmus damit ich gesund bleibe? Darauf achte ich sehr. Und dies hatte und hat Auswirkungen nicht nur in meinen Innenleben, sondern zeigt sich auch im Aussen. Eines davon ist die Selbständigkeit, welche mir seit bald 10 Jahren eine gewisse zeitliche und inhaltliche Freiheit ermöglicht. Aber auch mein soziales Umfeld hat sich verändert. Das war und ist nicht nur leicht. Aber es fühlt sich lebendiger und echter an.
Integration der Zeit-Welten
Aktuell lebe ich im Zusammen- und Wechselspiel der beiden Welten. In unterschiedlichen Ausprägungen. Letzte Woche war ich mit meinem Lieblingsmenschen wandern. Ohne Zeit-Plan (bis auf das Enddatum) in den Schweizer Bergen unterwegs. Ab morgen Montag ist mehr managen und organisieren angesagt, da ich einige Seminare und weitere Termine habe und diese auch gerne gut und gewohnt zuverlässig, professionell und erfolgreich gestalten möchte.
Mein Wunsch
Ich möchte und werde versuchen, noch tiefer in die zweite Zeit-Welt einzutauchen. Und dabei die gesunden Aspekte der ersten Zeit-Welt bewusst integriert halten, auch gerade mit und in meiner Arbeit. Die beiden Welten spielerisch und auch gesund verbinden.
Was es dazu braucht?
Hmm, wahrscheinlich wie bisher, dass ich wieder und auch öfters mal aus der Zeit falle. Mich aus vermeintlichen Sicherheiten löse. Da ich das Abschneiden von Sicherheitsseilen inzwischen schon einige Male (über-)lebt habe, indem ich sichere Jobs, Aufträge, Wohnsituationen, Beziehungen aufgab, weiss ich aus Erfahrung, dass aus der Zeit fallen zwar herausfordernd, aber auch sehr lehrreich ist und mich dahin gebracht hat wo ich heute bin.
Wie sich das zeigen wird?
Keine Ahnung – das wird die Zeit mir zeigen … und vielleicht zeigt sie mir sogar eine dritte Zeit-Welt in welcher aus der Zeit fallen noch ganz eine andere Bedeutung haben wird 😉 ?