Dezember 21

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Von der Homo Ökonomikus zur Innerwork-Expertin

By Bianca Merz

Dezember 21, 2020


Eine kleine persönliche (Zeit-)reise – unter anderem vom Kopf zurück ins Herz

Kleine Warnung an dich; heute hole ich etwas aus. Wir reisen gemeinsam gedanklich kurz zurück ins Jahr 2000.

Ein positiver Aspekt des Älterwerdens ist, dass man immer mal wieder auf Erinnerungen und Fundstücke stossen kann, die einen in frühere Zeiten zurückversetzen. So geschehen bei mir, als ich vor rund einem Monat meine letzten noch aufbewahrten Kisten mit Unterlagen des HWV-Studiums endlich entsorgte. Das «vielleicht brauche ich das mal noch»-Datum war definitiv längst überschritten .

Thesen zum Wandel der Arbeitswelt aus dem Jahr 2000
Dabei bin auf ein Dossier aus dem Frühjahr 2000 zum Thema «Wandel in der Arbeitswelt und neue Lebensarbeitsmodelle» gestossen und ganze zwei Stunden lang hängengeblieben. Ich war gespannt und überrascht; die darin enthaltenen Aussagen und Interviews mit unterschiedlichsten Experten zu den Technologiesprüngen und Strukturänderungen sowie deren Auswirkungen auf die Arbeitskräfte waren nun retrospektiv angeschaut erstaunlich präzise! Wie unter anderem:

• dass die vielen Veränderungen und der neue Arbeitsmarkt von Arbeitnehmer*innen eine stark erweiterte Palette von Kompetenzen erwarteten, die tief in die Persönlichkeit und Lebensgestaltung hineinwirken würden.

• dass wir viel mehr Freiheiten haben würden, diese aber auch Widersprüche und Unsicherheiten mit sich bringe, auf welche wir mit Zögern, Mutlosigkeit und erstarren in pessimistischem Festhaltenwollen reagieren würden. Die Herausforderungen würden als Bedrohung gesehen.

• dass die Jobs von morgen ein hohes Mass an Selbstverantwortung und -motivation erfordern würden, Unternehmergeist sowie Eigeninitiative gefragt seien.

… und die Thesen aus dem 2000 wie wir den Umgang mit dem Wandel meistern würden?
Als Antwort darauf, wie die Menschen und Organisationen auf die zunehmenden Veränderungen reagieren würde, hatte der Psychologe R. Gubser folgende These: «Manche würden auf den autonomen Menschen vertrauen und versuchen, die anstehenden Probleme mit einer Mischung aus Psychologie, Ökonomie, östlicher Mystik, Materialismus und Humanismus zu lösen. Andere werden überzeugt sein, dass der Mensch aus sich heraus die Probleme nicht bewältigen kann und auf eine höhere Kraft angewiesen ist. Zwischen diesen beiden Polen lasse sich ein breites Spektrum von Meinungen finden.»

Die Ökonomen hatten passend zu ihrer leistungsorientierten Weltsicht als Antwort die Zauberlösung «Change Management». Das war ja auch kurz bevor all diese Change Management-Ausbildungen hip wurden . Sie gingen damals noch von der Manag-Barkeit der Veränderungen aus und meinten, dass die Spiele ausschliesslich im Kopf gewonnen werden würden.

Und wo stehen wir nun 20 Jahre später?
Was in der damals verbreitet leistungsorientieren und eher kopflastigen Weltsicht nicht vermerkt wurde – oder zumindest kamen diejenigen Menschen, die es damals schon erkannt hatten, in meinem Weiterbildungsumfeld nicht zu Wort – sind die Themen der extrem zunehmenden Komplexität sowie der Wunsch der nach mehr Sinnhaftigkeit und Verbundenheit. Auch Themen wie Herz, Intuition (Bauch) oder Spiritualität wurden nur am Rande – bspw. in meinem Ausbildungsfall einzig durch einen Arbeitstechniklehrer – angesprochen. Dass diese Themen fehlten oder einfach noch nicht auf dem Radar waren, ist nicht nur meine persönliche Theorie und Sichtweise. Die Elemente Menschlichkeit bzw. menschlicher Fortschritt, evolutionärer Sinn und Zwecks sowie Selbstorganisation haben es als Themen inzwischen glücklicherweise in die (Unternehmens-)welt geschafft und sind hier auch (meistens) akzeptiert.

Und meine eigene Reise?
Rückblickend auf meine Studienunterlagen und die Zeit vor 20 Jahren denke ich, dass ich wahrscheinlich nie ganz in der Gedankenwelt des «Homo Ökonomikus» zu Hause war. (Dazu passt wohl auch, dass ich beinahe Psychologie studiert oder die Schule für Soziale Arbeit absolviert hätte, aber dann aus Verstandesgründen die HWV wählte …). Als eine der wenigen bin ich nach der doch sehr intensiven 9semestrigen berufsbegleitenden! Ausbildung nicht in den (lohnmässig lukrativen) Finanzbereich eingestiegen, sondern ins HR im KMU-Umfeld:

Ja, ich fand es sehr spannend, lehrreich und hatte auch Spass in meinen früheren Rollen. Als Betriebsökonomin konnte ich nach der Ausbildung meine Zielorientiertheit und Effizienz sehr gewinnbringend im Unternehmensumfeld einbringen und stieg auch entsprechend rasch die Karriereleiter hoch. Doch irgendwas fehlte mir. Ich suchte intuitiv nach Herausforderungen auf einer anderen Ebene. Ich wollte Menschen nachhaltiger, näher und individueller begleiten, wertschätzen und befähigen und dies nicht KPI-, sondern Herz- und Sinn-getrieben. Und so wagte ich vor über sieben Jahren den Schritt in die Selbständigkeit,

Und da bin ich heute. Sehr froh um den BWL-Kopf-Background gerade auch als Unternehmerin aber noch froh-er darüber als Coach vermehrt auch meine Intuition und mein Herz mit-gebrauchen zu können und mich auch noch mehr meiner eigenen ganzheitlichen Entwicklung widmen zu können.

Angesichts der Komplexität der Herausforderungen und der vielen Veränderungen möchte ich einen Beitrag leisten und u.a. als Coach unterstützen, das Verhältnis des Menschen zur Arbeit und seinem Leben neu zu definieren. Denn wenn wir als Gemeinschaft effizienter, effektiver und vor allem lösungsorientierter und nachhaltig-konstruktiver werden möchten, brauchen wir eine neue Definition und Belebung des Wertes Verantwortung . Der neue Arbeitnehmende übernimmt mehr Selbstverantwortung für die Planung und Gestaltung seines Arbeitslebens. Dazu braucht er vertiefte Kenntnisse seiner selbst und die Fähigkeit eine ganzheitliche Antwort auf die Grundfragen des Lebens zu geben: Beruf, Beziehungen, Gesellschaft, Purpose etc. Und hier setzt meine Innerwork-Arbeit gemäss meines Slogan «inner work for valuable interactions» an.

Zum Abschluss meiner kurzen Zeitreise in alte Schulunterlagen zitiere ich F. Laloux : Es gibt ein altes Sprichwort, das manchmal den indigenen Stämmen Nordamerikas zugeschrieben wird, und das besonders relevant scheint, während wir diesen Wandel zu lebensfreundlicheren Organisationen und Welt durchlaufen: «Wir sind diejenigen, auf die wir gewartet haben».

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