Juli 15

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„Bring ihn wieder zum Funktionieren“ – warum zweckorientiertes Führen zu kurz greift (2/2)

By Bianca Merz

Juli 15, 2025


Warum es in Führung mehr Wahrnehmung braucht und wie du sie schärfen kannst

Im ersten Teil habe ich beschrieben, warum rein zweckorientiertes Führen oft zu kurz greift. Wenn wir Menschen nur durch die eine Brille von Effizienz und Zielerreichung betrachten, verlieren wir den Kontakt zu etwas Feinem, aber Entscheidendem:
Dem, was Menschen wirklich bewegt.

Viele Führungskräfte spüren das. Nicht laut, aber deutlich:

Ich funktioniere, aber etwas in mir fühlt sich hohl an. Mein Team liefert, aber die Energie ist raus. Die Prozesse laufen, aber keiner schaut mehr wirklich hin.

In solchen Momenten hilft keine neue Methode. Was hilft, ist: die Wahrnehmung zu schärfen. Für mich selbst. Für die anderen. Für das, was sich im Raum zeigt und oft nicht gesagt wird.

Der Profiling Values-Test; kein Typentest, sondern ein „Wahrnehmungsspiegel“

Der ProfilingValues-Test ist ein ungewöhnliches Tool. Er sortiert dich nicht in Schubladen. Er zeigt dir nicht, wie du „tickst“ so wie die üblichen bekannten Tests.
Er spiegelt dir: Wie du wahrnimmst. Dich selbst. Andere. Situationen.

Er beleuchtet dabei drei zentrale Dimensionen:
Das Menschliche, das Praktikable oder Zweckorientierte sowie das Systemisch-Strategische. Der Test zeigt, wo du klar siehst und wo dein Blick möglicherweise eingeschränkt ist. Viele Menschen sind sehr verblüfft, wie viel dieses Instrument sichtbar macht, besonders auf der Ebene, die man nicht einfach beobachten kann:Im Inneren.

Ich nutze den Test oft in Standortbestimmungen. Nicht als Diagnose. Sondern als Einladung zu Fragen wie: Wo und wie bin ich in Balance? Wo übersteuert vielleicht eine Seite die Sache, die Strategie, das Menschliche?Und was ist der nächste kleine, konkrete Schritt? 

Aber nicht immer braucht es einen Test. Die sind ja oft auch eher kostspielig. Und darum: manchmal reicht ein offener Raum – ein Resonanzfeld.

Was im Resonanzcircle geschieht

Und das ist eine der Ideen des Resonanzcircle, welchen ich seit Herbst 2024 anbiete. Eine kleine Gruppe von 4 Personen trifft sich im Laufe eines Jahres 6x für 3 Stunden. 

Im Resonanzcircle begegnen wir einander nicht als Rollen, sondern als Menschen.
Nach einem achtsamen Check-in sammeln wir die individuellen Fragen oder Themen, die gerade lebendig sind. Und dann beginnen wir zuzuhören: Nicht mit dem Kopf allein, sondern mit dem ganzen Körper.

Wir tauschen uns aus in verschiedenen Formen: im Gespräch, in Stille, mit Fragen, Spiegeln, manchmal mit einem einzigen Satz. Jede*r bringt etwas mit. Und nimmt etwas mit, ohne dass es je festgelegt werden muss.

Zum Abschluss – oder je nachdem mittendrin – gibt es einen kurzen Impuls aus der Welt der vertikalen Entwicklung; etwa aus den Inner Development Goals, aus Entwicklungsmodellen oder ganz konkreten Praxisbeispielen.
Nicht nur als Theorieinput – sondern als Resonanzangebot und Landkarten, welche helfen können, „weiter“ zu sehen. 

Der Circle ist kein Workshop. Er ist ein Möglichkeitsraum. Er wirkt nicht durch eine fixe Agenda, sondern durch die Präsenz der Menschen und ihr Teilen von Wahrnehmungen. 

Spannenderweise haben sich bereits etliche Fragen klären oder neu formulieren lassen und – 3 Personen haben sich im Laufe des Jahres bereits ganz konkret zu einer beruflichen Neuorientierung entschieden. Etwas, das lange in ihnen gegärt hatte, wurde durch den Raum klar und sie haben gemäss ihren Aussagen auch den Mut gefunden gerade auch im Austausch. Was nicht heisst, dass du Berufswechselabsichten haben musst, um teilzunehmen :-). …. Jedenfalls starten wir übrigens am FR 22.8. mit einer weiteren Gruppe. Einer Freitagvormittaggruppe von 8-11 Uhr. Mehr Details zu den Inhalten, Kosten etc. liefere ich dir gerne auf Anfrage.

„Resonanz bedeutet, dass uns etwas berührt und wir antworten können – ohne es zu beherrschen.“  Dieses Zitat stammt aus Hartmut Rosas kleines Büchlein Unverfügbarkeit (2020), in dem er eindrücklich beschreibt, wie echte Resonanz im Leben genau dort entsteht, wo wir nicht alles kontrollieren können.

Was du als Führungskraft konkret tun kannst

Um loszulegen brauchst du weder einen Test noch einen Circle. Du brauchst nur die Bereitschaft, neu zu „sehen“. Dich und die anderen. Hier ein paar Reflexionsfragen, die du heute schon mitnehmen kannst:

Wann fühlte ich mich heute lebendig – und woran habe ich das gemerkt?
Wen habe ich wirklich wahrgenommen – jenseits der Rolle?
Wo entstand Verbindung, obwohl wir nicht über Inhalte gesprochen haben?
Was habe ich nicht gesagt – obwohl es wichtig gewesen wäre?

Einladung zu einem Experiment

Setz dich mit einer Kollegin oder einem Kollegen zusammen – ohne Agenda. Kein Ziel. Keine Lösung. Nur echtes Zuhören. Und beobachte, was sich im Gespräch zeigt.

Führung bedeutet heute nicht, alles zu wissen. Sondern den Mut zu haben, nicht alles kontrollieren zu müssen. Dich selbst zu spüren. Und andere in ihrer Tiefe wahrzunehmen. Denn genau dort beginnt echte Verbindung. Und echte, menschliche Führung.

 

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