August 19

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„Wieviel vom Leben wollen wir auf dem Altar der Sicherheit opfern?“…

By Bianca Merz

August 19, 2020


.. oder wie lernen wir mehr in uns zu Vertrauen?
… und was hat dies alles mit dem Nashorn an der Bahnhofstrasse zu tun?

 

Der Satz mit dem Altar stammt nicht aus meiner Feder, sondern aus dem Essay «Krönung» von Charles Eisenstein. Er stellte diese Frage in Zusammenhang mit COVID-19 und was unser Umgang damit mit uns und menschlichen, «echten» Kontakten macht.

Sicherheit vs. etwas Neues wagen; etwas wagen, was mir mehr Lebendigkeit verspricht, dafür aber (vermeintliche) Sicherheiten loslassen? Diese Frage kenne ich nicht nur und erst seit Corona sondern ist oft eine Kernfrage bei Kunden*innen in Standortbestimmungen und beruflichen Orientierungen.

Teils sind dies Menschen, die zum Stellenwechsel gezwungen werden und sich mit Un-Sicherheit beschäftigen müssen, oft sind es aber auch Menschen, die (noch) eine sichere Anstellung haben und jedoch spüren, dass diese irgendwie nicht passt und doch sind sie noch nicht bereit, etwas zu verändern. Dann kommen Aussagen wie: «gell, Bianca, jetzt die Stelle wechseln wäre nicht optimal aufgrund der Arbeitsmarktsituation», «ich kann nicht wechseln, brauche diesen Lohn».

Manchmal gibt es tatsächlich Situationen und Umstände in welchen das Verbleiben die beste Option für den Moment ist. Doch manchmal frage ich, ob das Schmerzensgeld/Lohn sich im wahrsten Sinne des Wortes «lohnt». Eben, wieviel vom Berufs-Leben wollen wir auf dem Altar der Sicherheit opfern? Oder frei nach Eva Birkenbihl «was würden Sie tun, wenn Sie nur noch wenige Zeit zu Leben hätten».

Doch nicht nur das Ungewisse verunsichert, vielmehr auch das Noch-Nicht-Wissen, was denn sonst als das mir so Gewohnte?

Ich stelle immer wieder fest (und das war bei mir übrigens selber auch so), dass Menschen Unmengen an Zeit und Geld in Weiterbildungen investiert haben, um sich diverse Kompetenzen und Fertigkeiten anzueignen. Dabei haben sie sich jedoch nie eingehend mit der Sicht auf sich selber, der eigenen Charakterstruktur, den Möglichkeiten zur sinnhaften Lebensführung und Selbststeuerung, ihren eigenen Wünschen, Visionen, ihren Mustern und Prägungen, Sehnsüchten und damit, was ihnen wirklich wichtig ist, auseinandergesetzt. Weisst du, was dein Herz zum Singen bringt?

Dabei wäre die Arbeit an der eigenen Person – die Persönlichkeitsentwicklung oder Inner Work- ein ganz normaler Vorgang, der zu unserem Leben dazugehört. Über Jahrtausende übernahmen Philosophen, Religionen und Mystiker die Rolle, die Menschen dazu aufzufordern, über ihr eigenes Leben nachzudenken. Diese Institutionen schwinden. Der Mensch wird in die Selbstverantwortung entlassen oder durch New Work und neue Organisationsformen dahin geschubst. Er hat nun die Freiheit, Grundbedürfnisse, deren Befriedigung er nach aussen verlagert hat, in sich selbst freizulegen. Dazu braucht es aber nicht nur kognitive Fähigkeiten, sondern ein erweitertes Selbst-Bewusstsein welches gezielt auch die emotionale, körperliche, sowie geistig-ethische (oder spirituelle) Intelligenz enthält.

Welche Haltung nehmen wir dem Leben gegenüber ein? Welches Mindset ist hilfreich? Sowohl den schönen Seiten des Lebens gegenüber aber auch den Herausforderungen? Versuchen wir diese wegzudenken, oder begegnen wir dem Leben neugierig, mutig und spielerisch-freudig? Denken wir in Feindbildern? Verlieren wir uns weiter in Erwartungen ans Aussen oder fangen wir an, unser Leben in die Hand zu nehmen, ohne dabei den Kontakt zu anderen zu verlieren oder zu vergessen, dass wir soziale Wesen sind, die einander brauchen?

Und nun?
Ein möglicher Ansatz für einen leichteren Umgang mit Un-Sicherheit durch Inner Work

Als lösungsorientierte Coach versuche ich, den Fokus trotz all der herausfordernden Umstände immer wieder auf das Positive, das Zukunftsträchtige, das spannende Neue zu lenken. Klar, das fordert. Und strengt an. Und verunsichert. Aber es öffnet auch neue Perspektiven! Und es motiviert!

Du kannst dies auch für dich alleine üben.
Falls du dich gelegentlich beruflich neu orientieren willst, empfehle ich dir, nicht nur Zeit in die äusseren Faktoren wie beispielsweise den Bewerbungsprozess mit den Unterlagen und der Interviewvorbereitung zu investieren, sondern auch in dein Innenleben und deine emotionale Selbstwahrnehmung.

Wie das geht? Da gibt es viele Möglichkeiten. Eine Übung könnte folgende sein, für welche du dir morgens und abends etwas Zeit für Fragen nimmst und deine Antworten schriftlich festhältst:

• Morgens: Wofür und wen bin ich dankbar und warum? Wie mache ich heute meinen Tag wunderbar? Welche Person möchte ich künftig sein?
• Abends: Was habe ich heute Gutes für Andere getan? Was habe ich heute gelernt und was waren Glücksmomente? Wo sehe ich Verbesserungsmöglichkeiten?

Denn, wenn es uns besser geht und wir für uns gut sorgen, geht es auch unserem Umfeld besser! Und da schlage ich wieder die Brücke zu Charles Eisenstein und seinem Essay in welchem er den Wunsch nach weniger Isoliertsein, weniger Feindbilder, weniger Konkurrenz, aber mehr Gemeinsamkeit, mehr Empowerment, mehr Nachhaltigkeit äussert. Den Wunsch teile ich.

Oh, jetzt habe ich noch fast vergessen, das Nashorn zu erwähnen!
Während ich diese Zeilen schrieb, hatte ich aus dem BüroZüri immer wieder diesen Blick auf das Nashorn, welches seit Jahren stabil und fest verankert auf der Bahnhofstrasse steht. Ich habe gegoogelt und geschaut, wofür das Nashorn symbolisch steht und was es bedeutet. Ich glaube ja nicht an Zufälle. Und und finde, die folgende Erklärung zur Nashorn-Energie passt wunderbar abschliessend zu diesem Blogartikel und dazu, mehr zu Vertrauen:

Das Nashorn macht nicht nur auf Gelassenheit, sondern auch auf Dick- oder Dünnhäutigkeit aufmerksam. Im Wandel der Zeiten, wenn wir selbst keinen Halt mehr finden, sollten wir uns an das Nashorn wenden, das als Fels in der Brandung den Gezeiten trotzt und das sich nicht den Boden unter den Füssen wegziehen lässt. Obwohl das Nashorn schlecht sehen kann, so hört es dafür um ein Vielfaches besser. Deshalb macht das Nashorn auch darauf aufmerksam, sich nicht ausschließlich auf den Sehsinn zu verlassen, sondern vielmehr auch den Gehörsinn zu nutzen. Im Übertragenen Sinne möchte das Krafttier Nashorn dazu animieren, Ihre Augen zu schließen und mehr auf ihre innere Stimme zu hören.

 

 

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