August 9

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Growth Mindset – glaube und lebe ich. Wirklich?!

By Bianca Merz

August 9, 2022

growthmindset

Unsere Überzeugungen sind matchentscheidend wenn es darum geht, komplexe Herausforderungen zu bewältigen. Darum fällt in Zusammenhang mit Digitalisierung und Zukunftskompetenzen immer wieder der Begriff Growth Mindset.

Mindset umfasst die Verhaltens- und Denkmuster sowie die geistige Haltung und Einstellung von Menschen. Es wird davon ausgegangen, dass unsere inneren Überzeugungen sich auf unsere Entscheide auswirken. Woher der Begriff stammt, wie er sich zeigt und entwickelt werden kann waren Themen, welche ein Technologieunternehmen ihren Führungspersonen im Frühjahr anlässlich einer Roadshow interaktiv näher brachte. Und ich durfte Teil davon sein. Meine Teilnahme begann mit einer Growth-Mindset-Praxiserfahrung für mich selbst. Mehr dazu gleich, doch zuerst zu den Inhalten:

Was glaubst du über das Lernen?

Meine Impulse und Übungen handelten davon, dass das was wir glauben über uns, über andere und insbesondere über das Lernen essentiell sind, wenn wir ein Growth-Mindset etablieren wollen.

Dazu Eric Hoffer, ein amerikanischer Philosoph, der 1983 verstorben ist, und doch ist sein Zitat zeitgemässer denn je:

„In Zeiten dramatischer Veränderungen sind es die Lernenden, denen die Zukunft gehören wird. Diejenigen, die bereits alles gelernt zu haben meinen, sind gerüstet für das Leben in einer Welt, die nicht mehr existiert.“

 

Was Erfolg ausmacht

Und warum glaubst du, sind gewisse Menschen erfolgreicher als andere – liegt es an Glück, Intelligenz, Ausdauer? Tatsächlich ist es so, dass WAS wir glauben – insbesondere über uns – entscheidet, ob und wie wir lernen im Leben und entsprechend Erfolg haben. Carol Dweck, Psychologin und Stanford-Professorin, hat jahrzehntelang erforscht, wie und warum uns unsere Überzeugungen übers Lernen ausbremsen oder motivieren können. Daraus entstanden sind die Begriffe Growth und Fixed Mindset.

Das Ergebnis ihrer Studien: Intelligenz und Fleiss sind nicht die entscheidenden Faktoren. Entscheidend ist, ob der Mensch daran glaubt, dass er sich weiterentwickeln kann.

Menschen mit einem Growth Mindset glauben dass sie etwas NOCH nicht können, solche mit einem Fixed Mindset dass sie etwas nicht können. Und was glaubst du, was dieser Glaube mit uns macht, wenn wir vor neuen oder schwierigen Aufgaben stehen?

Lebenslanges Lernen ist möglich

Bis vor rund 25 Jahren ging man noch davon aus, dass Menschen irgendwann ausgelernt hätten. Heute weiss man um die Neuroplastizität. Darunter versteht man die Fähigkeit des Gehirns, seinen Aufbau und seine Funktionen so zu verändern, dass es optimal auf neue Einflüsse und Anforderungen reagieren kann. Dabei werden beispielsweise neue Verbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen gebildet. Also auch wenn ich oft augenzwinkernd sage, dass ich zu wenig Synapsen hätte um mir doch mal noch das Programmieren anzueignen, so ist doch alles eine Frage der Einstellung. Also wer weiss …

Growth Mindset ist nach Dweck die Überzeugung, dass jeder Mensch dazulernen kann. Und wer dies glaubt, sieht einen Fehler nicht in erster Linie als Rückschritt sondern als Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Aus dieser inneren Haltung entsteht eine Leidenschaft fürs Lernen und fürs Forschen und Neues auszuprobieren.

Spannenderweise sind aus meiner Coachingpraxiserfahrung die meisten Führungskräfte spontan der Überzeugung, selbst über ein Growth Mindset zu verfügen. Der Begriff ist ja auch nicht neu – doch zwischen Verstehen und sich entsprechend verhalten besteht ein Unterschied. Vielleicht wäre das auch für dich interessant dich zu hinterfragen: “finde ich die Theorie zwar absolut einleuchtend und sinnvoll, aber in der Praxis läuft es bei mir halt doch nicht so ab? Wie ist mein Umgang mit Fehlern – den eigenen und denen von anderen?“ Eine kurze ehrliche Standortbestimmung mit sich selbst hilft und ist die Basis fürs Lernen und Wachsen – denn ein Growth Mindset kann erlernt werden!

Praxistest-Ergebnis: Variables Mindset

Zurück zur Roadshow und dem Praxistest betreffend meinem persönlichen Mindset.

Als ich angefragt wurde, ob ich einen Beitrag für die Roadshow leisten würde, war meine erste Reaktion: “Ich?! Ich bin keine Keynote-Speakerin, suche nicht die Bühne sondern will in kleinen Settings arbeiten. Puuh!! Wie soll ich Menschen für das Thema begeistern können? Bin echt keine begnadete Rednerin … usw …” … nach dieser ersten Reaktion habe ich erstmal durchgeatmet und gelacht: ich werde zum Thema Growth Mindset angefragt und genau in diesem Moment glaube ich, etwas nicht zu können oder ausprobieren zu wollen?! Darum war klar: Challenge accepted.

Was mir geholfen hat – und die folgende Übung hatte ich auch den Führungspersonen anlässlich meines Impulses vorgestellt – ist das Denk-Spielen mit “Worst Case Szenarien”:

Frage dich, was das Schlimmste ist, was passieren könnte. Und danach, was daran das Schlimmste wäre und so weiter bis du bei der Kernbefürchtung ankommst nach ungefähr 5x nachhaken.

An meinem Beispiel sah das so aus:
Aussenwirkung
– meine Inputs finden keine Resonanz und ich werde nicht mehr für Roadshows angefragt – daran wäre das Schlimmste
– es spricht sich im Konzern herum und ich verliere meine internen Führungscoachingmandate – daran wäre das Schlimmste
– ich müsste neue Kunden akquirieren und hätte eine Weile weniger Aufträge… usw.
Was macht es mit mir
– ich würde mich hinterfragen und es wäre mir peinlich
– mein Selbstwert leidet
– ich stelle grundsätzlich meine Fähigkeiten als Coach in Frage
– ich lasse mich selber coachen um wieder in Balance zu kommen
– falls dies nicht gelingt – berufliche Neuorientierung

Bei mir hätte es also Kostenfolgen (Einkommensverlust und Coaching- oder Neuorientierungskosten), aber es wären keine lebensbedrohlichen Ergebnisse. Und auch keine grundsätzlich rufschädigenden oder unethischen oder so. Und wir reden immer noch vom Worst Case.

Die Übung funktioniert und in der Regel ist das Schlimmste nicht aufzuwiegen mit der Erfahrung – denn:

ES KÖNNTE JA GUT KOMMEN!

 

 

 

 

 

 

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