Warum Coaching kein Plan B ist sondern ein mutiger Plan A
Du kennst bestimmt auch mindestens eine Person, die nach einer Krise – sei es Erschöpfung, Sinnlosigkeit im Beruf oder Burnout – sich plötzlich auch noch Coach nennt.
Der Begriff „Coach“ ist längst verwässert (und ich suche seit Jahren nach einer Alternative) und in Artikeln (zuletzt als Headline in der NZZ gesehen) wird diese Dienstleistung oft in ein nicht gerade schmeichelhaftes Licht gerückt. Nun persönliche Erfahrung kann ein Schatz sein, aber sie ersetzt keine fundierte Ausbildung und schon gar keine bewusste Haltung.
Es ist irgendwie ein bisschen wie beim Fliegen: Wer einmal eine Bruchlandung erlebt hat, kann gut mitfühlen, wenn Turbulenzen kommen, aber das macht ihn noch lange nicht zum Co-Piloten.
Der Coaching-Markt präsentiert sich bunt: Menschen werden Coach, weil sie beispielsweise ein bestimmtes Werkzeug kennen und lieben, oder aus dem tiefen Wunsch heraus helfen zu wollen, oder weil sie selbst eine Krise durchlebt haben. Doch ein Tool oder eine Theorie allein, eine persönliche Geschichte das reicht meiner Meinung nach nicht aus, um wirklich zu begleiten.
Professionelles Coaching verlangt mehr: Haltung, Tiefe und ein sorgfältig geschmiedetes und stetig neu geschäftes Handwerk. Ohne das verliert das Feld seine Klarheit, und das wertvolle Potenzial verschwindet im Nebel der Unübersichtlichkeit.
Und wenn ich so gewisse Angebote in den sozialen Medien sehe, stellt sich mir nicht selten die Frage: „Geht es dieser Person hier wirklich primär um die Entwicklung der Kunden:innen oder nur um das rasche Geld mit einem hippen Tool oder um die unbewusste Fortsetzung der eigenen Heilungsgeschichte?“
Mein Weg ins Coaching
Ich bin nicht Coach geworden, um anderen zu helfen oder mir ein einfacheres Leben zu schaffen. Als HR-Leiterin und Geschäftsleitungsmitglied in einem KMU hatte ich früh viel erreicht, der nächste logische Karriereschritt wäre die HR-Leitung in einem Grossunternehmen gewesen. Aber ich spürte: Die Materie reizte mich nicht mehr genug. Und das Corporate-Umfeld war nicht mehr das, was mein Körper, meine Seele und mein Wachstum brauchten. Also habe ich mich entschieden, zu gehen. Nicht in eine Komfortzone, sondern in die Selbstständigkeit, im vollen Wissen (ok eher halbvollen wenn ich so zurückdenke…), dass diese mindestens so anspruchsvoll ist wie jede Anstellung.
Es war ein bewusster Schritt zu mehr Gestaltung, Verantwortung und Tiefe. Doch so schnell ging das damals nicht. Denn vor über 20 Jahren beobachtete ich eine andere Art von Coaches; die damals ü-60-Jährigen, die sich das Frühpensionieren noch leisten konnten (oftmals HR-Leiter – aber nicht nur …) und fortan nahtlos als Leadershipcoaches auftraten. Ich war nicht nur irritiert, ich war getriggert davon. Denn ich war damals schon überzeugt, dass Coaching ein professionelles Handwerk ist, das man lernen kann und muss. Mein Anspruch an mich selbst war klar: Ich wollte es „professionell“ machen. Und so typisch Frau: Erst nach etlichen Lehrgängen, Zertifikaten und nach dem Master im Coaching fühlte ich mich einigermassen ready für den Markt ;-).
Mein Verständnis von Coaching
Coaching ist für mich Handwerk und Haltung zugleich. Das heisst: fundierte Ausbildung, Erfahrung, Reflexion, Ethik, Supervision und stete Weiterbildung nicht nur kognitiver, sondern auch intuitiver Art. Dazu gehört ein echtes Interesse an Leben, Menschen und auch an aktuellen Themen aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und was sich so am Horizont noch zeigt. Denn (Selbst-)Führung findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern mitten im Geschehen.
Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, sich selbst immer mehr zu begegnen und die eigenen blinden Flecken ernst zu nehmen. Natürlich lerne ich im Austausch mit meinen Kunden:innen ständig dazu und wachse gerade auch dabei und manchmal werden da Prozesse bei mir angestossen.
Aber eins ist mir klar: mein Coachingraum ist nicht mein persönlicher Therapieraum. Meine eigenen Prozesse kläre ich ausserhalb in Supervision, Intervision und privaten Entwicklungsräumen. So kann ich den Raum halten und meine Geschichte bewusst und dosiert einfliessen lassen. Denn ja, gerade Führungskräfte kommen auch zu mir für Ideen, Sparring, Tipps, Einschätzungen nicht nur fürs klassische Coaching-Fragestellen.
In meiner Arbeit mit dem Haupttool „Ich“ begegne ich zudem stetig psychologischen Dynamiken wie Projektion, Übertragung oder unbewussten Mustern. Ich habe gelernt, sie rascher zu erkennen, zu verstehen und bewusster damit umzugehen. Sie steuern meine Arbeit nicht heimlich, sondern sind Teil meiner Haltung. Das ermöglicht mir, präsent zu bleiben, ohne mich im Prozess des anderen zu verlieren. Naja meistens zumindest… 😉
Wichtig ist mir auch: Coaching ist nicht nur ein Raum für Selbstreflexion und persönliche Entwicklung. Gerade für Führungskräfte ist es oft auch ein Ort für konkrete Werkzeuge, praxisnahe Impulse und Sparring auf Augenhöhe. Denn Führung erfordert Mut, Klarheit und manchmal einfach ein gutes Feedback oder neue Perspektiven, um komplexe Herausforderungen zu meistern.
Was ich dir nicht verspreche – und was du erwarten darfst
Ich kann dir nicht versprechen, dass sich dein Leben über Nacht wandelt, dass Glück, finanzieller Reichtum oder Leichtigkeit plötzlich an deine Tür klopfen. Denn das – dein – Leben folgt keinem linearem Pfad, keinem Rezept mit festen Zutaten. Es ist ein lebendiges, vielschichtiges Geflecht aus Bewegung, Erkenntnis und Mut und genau darin begleite ich dich ein kleines Stück.
Was ich dir bieten kann, ist ein Spiegel, der dir zeigt, wo du gerade stehst. Manchmal klar, manchmal auch überraschend anders, als du es erwartet hast.
Ich biete dir einen Raum, in dem du mutiger wirst, Perspektiven entdeckst und Schritte gehst, die du vielleicht allein nie gewagt hättest. Gleichzeitig bekommst du je nach Bedarf pragmatische Impulse, Werkzeuge und ehrliches Sparring, die dich in deinem (Führungs)-alltag weiterbringen.
Es ist keine Zauberei, sondern eine Einladung zur Begegnung mit dir selbst, zur Erkundung deiner Möglichkeiten und zur Entfaltung deines Potenzials. Und während du diesen Weg gehst, halte ich den Raum für dich. Sicher, respektvoll, mit voller Präsenz und einer nötigen Portion Zuversicht.
Wie findest du den passenden Coach?
Meistens wohl über Empfehlungen. Zumindest ist das bei mir und meinen Netzwerkpartner:innen so. Ich biete nach dem Erstkontakt jeweils einen unverbindlichen 15 Min. Online-Austausch an: Hier kannst du Fragen stellen zur Ausbildung, Erfahrung, Haltung und Arbeitsweise oder auch sonst zu mir. Mein Tipp: Achte auf Passung; fachlich und menschlich. Und in der Regel spürt man das rasch. Lass dich nicht von schicken Titeln oder schrillem Marketing blenden. Ein professioneller Coach macht keine Versprechen, die zu gross sind.
Es geht um etwas sehr Komplexes: dein Leben. Und ja, manchmal ist es vielleicht genau der Coach, der auf den ersten Blick wie ein Rucksack mit einer eigenen Krise wirkt und ohne fancy Titel der für dich im Moment der Richtige ist. Das ist dann auch gut so und gerade wichtig für dich!
In einem nach mir „guten“ Coachingprozess fühlst dich sicher, gesehen und zugleich herausgefordert. Du gehst Wege, die du allein vielleicht nicht gegangen wärst und hast dabei das Vertrauen, dass der Raum für dich hält.
Und noch ein Tipp: viele Unternehmen, die den Wert fachlicher und persönlicher Entwicklung ernst nehmen, arbeiten mit professionellen Coaches und geben gern Empfehlungen. Frag doch mal in deiner HR-Abteilung nach, ob es eine solche Liste oder Unterstützung gibt. Das kann ein guter Startpunkt sein.
Für mich ist Coaching kein Plan B.
Es ist der mutigste Plan A, den ich je gefasst habe und der, der mich am meisten wachsen lässt.
Bianca im April 2011 und im August 2025