Mai 20

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Das Gleichgewicht der Gegensätze: Mit Rucksack und Seelenfrieden: Wandern zwischen Einsamkeit und WanderWG

By Bianca Merz

Mai 20, 2024



Bist du eher Typ Alleinwandern oder – wenn überhaupt – dann nur in Gesellschaft?

Jutta und ich waren im Märchenwald zwischen Brünig und Brienzwiler unterwegs, als wir uns über das Thema Wandern mit und oder ohne Begleitung austauschten. Lange war ich mit allen Optionen glücklich, bis ich das vor ein paar Jahren ziemlich radikal änderte. Zuerst dachte ich, es sei nur eine Alterserscheinung, aber es hatte auch mit einem besonderen Wandertag zu tun:

Es war einmal …

… an einem sonnigen Herbsttag. Gut 6 Stunden reine Gehzeit und über 1000 Höhenmeter hatte ich in den Beinen. Kein Wunder, kam ich erschöpft zu Hause an. Doch was ich dann bemerkte war, dass ich zwar körperlich schon müde, aber nicht halb so ausgelaugt war wie emotional und energetisch. Erst in jenem Moment wurde mir bewusst, mit was für einer sende-enthusiastischen Begleitung ich unterwegs gewesen war. Pausenlos zuhörend. Ich selber hatte wohl kaum zwei Sätze zu meinem Befinden beigetragen.

Grenzen ziehen und lernen, Nein zu sagen

Nach dieser Erfahrung, fasste ich einen Entschluss: Ich würde fortan nur noch alleine oder mit meinem Mann wandern, mit dem ich stundenlang schweigend unterwegs sein kann. Die Umsetzung des Entschlusses – sprich mich abgzugrenzen und Nein zu sagen – erforderte Mut und war eine wichtige Lernerfahrung. Denn mein sozialer innerer Anteil meinte: “du kannst nicht immer nein sagen oder ausweichen, wenn andere mit dir wandern wollen”. Für mich galt fortan “Sozial ist, was dich glücklich macht. Nur glücklich bist du hilfreich” – und das bedeutete eben. alleine wandern.

Hach, wie ich die Einsamkeit der Natur und stille Reflektion geniesse.

Sowie die Freiheit, meinen eigenen Rhythmus zu finden, spontan zu pausieren, Entdeckungen zu machen und Begegnungen zuzulassen. Das ist pure Erholung. Und so prüfte ich Anfragen fürs gemeinsame Wandern schon gar nicht mehr. Für mich war lange klar, dass ich die veränderte Dynamik einer Wanderung mit Begleitung(en) nicht mehr erleben wollte. Als Teil einer lebhaften Gemeinschaft, geprägt von Geschichten, Gelächter und Absprachen über Pausen und Einkehr. Als feinfühlige Person hatte keine Lust mehr mich in den Themen und Energien der anderen zu verlieren. Punkt. 

Die heilsame Kraft des Miteinanders

Bis vor ein paar Wochen.
Wir sassen am Samstagvormittag zu dritt bei einem Kaffee und schon höre ich mich sagen: „ja klar, gehen wir morgen gemeinsam wandern!“ Grosses Juhuu! Juhuuu??

Auf dem Heimweg haderte ich mit dem Teil in mir, der so spontan zugesagt hatte. Was sollte denn das?! Da kam mir in den Sinn, dass ich wenige Wochen zuvor eine “Technik” gelernt hatte, wie ich genügend bei mir bleiben kann, auch wenn das Aussen viel Energie kostet. Also – wie lange will ich noch auf meiner Meinung beharren? Oder lasse ich doch mal wieder eine neue Erfahrung zu? Ich als Possibility Expertin notabene :-)?

Du ahnst es, es wurde ein wunderbarer gemeinsamer Wandertag. Ein genussreiches Miteinander-Unterwegssein, welches mir die Bedeutung des Gleichgewichts der Gegensätze wieder näher brachte. Auf der einen Seite konnte ich die Einsamkeit, die Ruhe und die Möglichkeit zur inneren Einkehr geniessen. Auf der anderen Seite die Gemeinschaft, das Miteinander und die bereichernden und lustigen Gespräche! Beide Zustände haben ihre eigene Schönheit und ihren eigenen Wert.



Balance finden: Zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft

Ich durfte die unterschiedlichen Qualitäten das Allein- und Gruppenwanderns wieder neu erfahren. Denn viel Alleinsein kann im ewigen Drehen im eigenen Kopf-Sumpf enden. Gleichzeitig kann ständige Gesellschaft die persönliche Reflexion und die für mich so wichtige und neben dem Alltag nötige Stille-Zeit behindern.

Eine gute Mischung macht es auch. Auf diese werde ich wieder vermehrt achten. Einsamkeit und Gemeinschaft, Ruhe und Lebhaftigkeit – beides wichtige Aspekte des Lebens.

Wandern à deux: Die richtige Begleitung?

Und wie habe ich es nun mit dem Wandern zu zweit? Für mich ist diese Form einzig mit Menschen möglich, die eine ähnliche offene und achtsame Art des Zuhörens und Mitteilens teilen. Und über einen gewissen Grad an Unkompliziertheit, Zuversicht und Offenheit. So wie es mit Jutta der Fall war.

Was weitere Kriterien für die perfekte Wanderbegleitung sein könnten, darauf bin ich nach unserer gemeinsamen Erfahrung sehr gespannt. Jutta möchte diese zusammenstellen und ich werde sie hier dann gerne teilen.

Wer wandert sieht mehr vom Weg als vom Ziel

Ob alleine oder in Gemeinschaft – beim Wandern können wir die Essenz des Lebens erfahren und zu uns selbst finden. Es liegt an uns, die richtige Balance für unsere Bedürfnisse zuerst einmal zu erkennen und der inneren Stimme zu folgen. Nur so können wir die Freuden des einsamen Naturgenusses und des bereicherden Austauschs voll ausschöpfen. Meine primäre Form wird das Alleinwanderen bleiben – wenn auch nicht mehr so absolut wie bis anhin.

Und welche Erfahrungen machst du als Allein- oder Gruppenwanderer:in? Freue mich sehr, von deinen Erfahrungen zu lesen!



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